Lohnt sich Sparen im heutigen Tiefzinsumfeld überhaupt noch?
Monika Bütler: Ja, Sparen lohnt sich – für die meisten jedenfalls. Die Zinsen sind zwar tief, aber wer auch im hohen Alter mehr als ein Existenzminimum zur Verfügung haben möchte, muss sparen – heute mehr als früher.
Wie sparen Sie persönlich?
FinanzFabio: Das klassische Sparen hat in der Tiefzinsphase ausgedient. Für mich persönlich reichen 10’000 Franken auf dem Sparkonto. Damit kann ich meine Fixkosten für drei Monate bezahlen. Alles darüber hinaus investiere ich in kostengünstige ETFs (Anmerkung der Redaktion: Exchange Traded Funds (ETFs) sind börsengehandelte Indexfonds). Dazu möchte ich aber anmerken, dass ich mir den Traum vom Eigenheim bereits erfüllt habe und somit in absehbarer Zeit nicht auf einen grösseren Betrag angewiesen bin.
Es ist besser, an einem einzigen Tag im Monat über sein Geld nachzudenken, als einen ganzen Monat lang dafür zu arbeiten.
Fabio Marchesin
Welches sind Ihre drei ganz persönlichen Tipps fürs Alterssparen?
Monika Bütler: Mein Tipp Nummer 1 ist zu arbeiten – allenfalls sogar über das ordentliche Pensionierungsalter hinaus. Tipp Nummer 2 ist, die Fixkosten gering zu halten. Und dann natürlich in die Säule 3a einzahlen, ab Alter 50 die Pensionskasse auffüllen und als Hausbesitzer die Hypothek reduzieren.
Die Altersvorsorge ist in Schieflage, die Renten der älteren Generation werden durch die Jungen finanziert: Machen Sie sich Gedanken über den Generationenkonflikt?
Monika Bütler: Mir macht der Generationenkonflikt vor allem als Mutter von zwei Teenagern Sorge. Wir dürfen die Jungen nicht mit den finanziellen Schulden der Altersvorsorge belasten – die Umverteilung muss eingedämmt werden. Ich hoffe, die Schweiz findet einen Ausweg aus der Vorsorgekrise. Optimistisch stimmt mich, dass ein Grossteil der Pensionskassen bereits auf gutem Weg ist.
FinanzFabio: Ich sorge selbst fürs Alter vor und verlasse mich nicht auf das System. Die ältere Generation schuldet uns Jungen Geld, sie lebt auf unsere Kosten. Ich würde mir wünschen, dass ich jeden Rappen, den ich in die AHV einbezahlt habe, morgen wieder auf dem Konto hätte und mich selbst um meine Altersvorsorge kümmern könnte.
Mir macht der Generationenkonflikt vor allem als Mutter von zwei Teenagern Sorge.
Monika Bütler
Welche Themen rund um die Altersvorsorge beschäftigen Sie generell?
FinanzFabio: Ich mache mir Sorgen, dass die Bevölkerung so wenig über die Altersvorsorge weiss. Meine Eltern stehen gerade vor ihrer Pensionierung und ich stelle fest, dass sie über zu wenig finanzielle Bildung verfügen. Ich verstehe nicht, warum sich jeder selbst um Informationen bemühen muss und wir zum Beispiel nicht täglich vor dem SRF-Meteo fünf Minuten über persönliche Finanzen informiert werden. Ich frage mich schon, wie und ob wir die Schweiz noch vor der Altersarmut retten können. Wir brauchen definitiv neue Lösungsansätze.
Monika Bütler: Die Probleme der Unterfinanzierung der Altersvorsorge und der Pflege im Alter werden noch immer unterschätzt. Wir werden immer älter und die Menschen unterschätzen auch die Mittel, die es für eine längere Lebenserwartung braucht. Schliesslich ist es nicht nur eine finanzielle Frage, sondern eine gesellschaftliche. Ich frage mich, ob es wirklich Sinn macht, mehr als 20 Jahre nicht mehr arbeitstätig und somit oft sozial ausgeschlossen zu sein.
Wie sehen Ihre Lösungsansätze und Visionen zur Altersvorsorge aus?
FinanzFabio: Meine Vision: Jeder, der in der Schweiz ein Kind will, zahlt für dieses 7’500 Franken in einen Aktienfonds ein. Der Schweizer Staat zahlt die gleiche Summe ein, somit ist ein Kapital von 15‘000 Franken vorhanden. Mit einer konservativen jährlichen Rendite von 7 Prozent gerechnet, werden bei der Pensionierung mit 65 Jahren rund 1,2 Millionen ausbezahlt. Sogar bei einer Lebenserwartung von 100 Jahren läge die jährliche Rente deutlich höher, als mit der aktuellen AHV-Maximalrente. Und die Pensionskassen sollten unbedingt von den Negativzinsen befreit werden.
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Viel Erfolg!
Monika Bütler (Jg. 1961)
Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen, beschäftigt sich intensiv mit den Themen Arbeitsmarkt, Sozialversicherungen und politische Ökonomie. Für sie bedeutet Reichtum, auch im Alter finanziell unabhängig zu sein.
Fabio Marchesin (Jg. 1987)
Finanzplaner und Finanz-Blogger FinanzFabio, möchte einem breiten Publikum wichtiges Finanzwissen auf einfache Weise vermitteln. Für ihn bedeutet Reichtum vor allem Freiheit. Sein Motto: «Es ist besser, an einem einzigen Tag im Monat über sein Geld nachzudenken, als einen ganzen Monat lang dafür zu arbeiten.»