«Ich darf meine Leidenschaft leben – das ist ein Privileg.»

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«Ich darf meine Leidenschaft leben – das ist ein Privileg.»

Auf dem Weg an die Spitze hat die Paracyclerin Flurina Rigling buchstäblich das Unmögliche möglich gemacht. Ihren Erfolg verdankt sie ihrem Team – und vor allem ihrer inneren Stärke.
Zwei Goldmedaillen bei der Weltmeisterschaft 2023 in Glasgow, dazu Weltrekord über 200 Meter: Die Profi-Rennradfahrerin Flurina Rigling ist eine der erfolgreichsten Sportlerinnen der Schweiz. Der Weg aufs Podest internationaler Wettkämpfe war für die 27-Jährige jedoch anspruchsvoller als für die meisten anderen Sportlerinnen und Sportler. Denn Flurina Rigling wurde mit einem Handicap an beiden Händen und Füssen geboren – statt fünf Fingern und Zehen hat sie jeweils nur einen.

Der Traum schien unerreichbar

«Schon als kleines Mädchen habe ich fasziniert die Athletinnen und Athleten im Fernsehen bewundert», erinnert sie sich. Ihre Schwester betrieb Rudern als Leistungssport. Doch für Flurina Rigling erschien der Traum von der Sportkarriere unerreichbar: «Ich dachte immer, das ist für mich nicht möglich, weil ich ein Handicap habe.» Erst mit 22 Jahren begann sie mit dem Leistungssport: «Der Paracycling-Nationaltrainer Dani Hirs hat mich mit seinem Velofieber angesteckt und begeistert.»

Ein ganzes Team von Unterstützern

Dass Flurina Rigling nun höchst erfolgreich Velo fährt, ist keine Selbstverständlichkeit. Denn wegen ihres Handicaps ist es für sie schwieriger, im Zusammenspiel von Fuss, Knie und Hüfte die Bewegungsenergie aufs Fahrrad zu übertragen. Auch ihre Grifffähigkeit ist eingeschränkt. Deshalb kann sie nicht auf einem Standardvelo fahren, sondern benötigt Anpassungen am Rad und an den Schuhen. Hinter ihr steht ein ganzes Team aus Fachleuten für Physiotherapie, Orthopädietechnik und Velomechanik, das ihre Ausrüstung auf ihre Bedürfnisse zuschneidet: «Das bedeutet immer, zu tüfteln, auszuprobieren und oft das Unmögliche möglich zu machen.»

Von der ersten Diskussion bis zu dem Moment, in dem der Schuh für einen Wettkampf benutzbar war, haben wir 15 oder 16 Monate gebraucht.


Laurent Hoffmann, CEO und Inhaber NUMO

Spezielle Schuhe für die Kraftübertragung

Einer dieser Tüftler ist Laurent Hoffmann von NUMO: Der Orthopädietechniker und Bewegungswissenschaftler hat für Flurina Rigling spezielle Schuhe entwickelt, «damit sie die Kraft aus ihren Beinen auch auf die Pedale bringt». Das war ein längerer Prozess: «Von der ersten Diskussion bis zu dem Moment, in dem der Schuh für einen Wettkampf benutzbar war, haben wir 15 oder 16 Monate gebraucht.» Enorm wichtig im Hintergrund ist ebenfalls ihr persönlicher Coach Michi Pleus: «Ich erstelle Flurinas Trainingspläne und unterstütze sie, damit sie ihre Leistung im richtigen Moment abrufen kann.» Michi Pleus und Flurina Rigling sind im ständigen Austausch und aus dem Coaching hat sich eine gute Freundschaft entwickelt.

Erfolge mit dem Team teilen

Eine weitere Voraussetzung für Flurina Riglings Erfolg sind ihre Sponsoren wie Zurich Schweiz, denn die individuellen Anpassungen sind teuer. Ihre sportbegeisterte Familie steht ebenfalls voll hinter ihr und teilt ihre Leidenschaft für den Leistungssport. «Gemeinsam mit meinem Team muss ich immer wieder grosse Herausforderungen bewältigen. Wenn wir dann aber eine Lösung finden, macht es den Erfolg umso schöner. Wir erreichen ihn gemeinsam und freuen uns auch gemeinsam darüber.»

Um konstante Spitzenleistungen abrufen zu können, muss ich meine Grenzen immer wieder austesten und nach hinten verschieben.


Flurina Rigling

Erholungspausen im stressigen Alltag

Flurina Rigling trainiert im Schnitt 20 Stunden pro Woche – aber Paracycling ist nicht ihr einziger Lebensinhalt: Sie steht kurz vor Abschluss ihres Masterstudiums in Politikwissenschaften. Im hektischen Alltag steht sie immer wieder vor der Herausforderung, die richtige Balance zu finden zwischen Fordern, Erholen und Weiterkommen: «Um konstante Spitzenleistungen abrufen zu können, muss ich meine Grenzen immer wieder austesten und nach hinten verschieben. Gleichzeitig darf ich nicht permanent über meine Grenzen gehen, weder körperlich noch mental.» Deshalb baut Flurina Rigling immer wieder kleine Erholungsinseln in ihren Alltag ein und versucht zum Beispiel, einen Moment im Sonnenschein bewusst zu geniessen. Ausserdem entspannt sie sich bei Spaziergängen im Wald, bei der Gartenarbeit, beim Schwimmen oder im Gespräch mit ihrer Familie.

Velofahren als Lebensschule

Für Flurina Rigling ist das Velofahren eine Lebensschule: «Ich weiss, wie ich mit Stress umgehe, bin belastbar, kann Probleme lösen und Rückschläge besser akzeptieren, im Wissen, dass ich immer mein Bestes gebe.» Diese Puzzlesteine bringen sie auch im Alltag, im Familienleben oder im Berufsleben weiter. Gleichzeitig macht sie der Sport einfach glücklich: «Für mich ist es ein grossartiges Gefühl, Velo zu fahren, weil ich mich dann frei fühle. Es ist für mich ein Privileg, dass ich meine Leidenschaft leben darf.» Gleichzeitig schätzt sie den Kontakt mit anderen Parasportlerinnen und Parasportlern: «Die Leute bringen wahnsinnige Lebensgeschichten mit, aber meistens geht es gar nicht darum, sondern um den Sport.»

Stärken nutzen, um etwas Gutes zu bewirken

Momentan setzt die 27-Jährige voll auf die Karte Spitzensport, aber mittelfristig sieht sie sich beruflich an einer Schnittstelle zwischen Sport und Gesellschaft – «in einem Verband, in der Politik oder auch in den Medien». Ihr Ziel lautet: «Ich möchte meine Stärken ausspielen und meine ganz persönliche Lebensgeschichte als Ressource nutzen, um etwas Gutes zu bewirken.»

Ich verstehe mich als Unternehmerin und mir ist klar, dass ich meine Zukunft in die Hand nehmen muss.


Flurina Rigling

Für die Zukunft vorsorgen

Auch bei ihrer Vorsorge denkt sie bereits an die Zukunft: «Als Leistungssportlerin muss ich mich selbst um meine Finanzierung kümmern. Ich verstehe mich als Unternehmerin und mir ist klar, dass ich meine Zukunft in die Hand nehmen muss.» Auch wenn ihre Pensionierung noch sehr weit weg ist, findet Flurina Rigling es wichtig, sich damit auseinanderzusetzen. «Dank der Unterstützung von Zurich habe ich die Riesenchance, mich jetzt schon mit Finanzthemen zu beschäftigen. In der Schule lernt man das nicht. Deshalb bin ich froh, wenn ich mich austauschen kann.»

Mit meiner Geschichte möchte ich nachfolgenden Athletinnen und Athleten den Weg ebnen und ganz allgemein Menschen mit Handicap Perspektiven eröffnen.


Flurina Rigling

Flurinas Traum: mehr Sichtbarkeit für den Parasport

Flurinas Traum von der Zukunft: «Dass ich gemeinsam mit meinem Team meinen Weg weitergehen darf.» Sportlich möchte sie noch vieles erreichen, doch besonders liegt ihr die Chancengleichheit im Sport am Herzen: «Ich wünsche mir, dass die Leistungen der Parasportlerinnen und Parasportler mehr anerkannt und gesehen werden. Ausserdem will ich Frauen im Radsport sichtbarer machen. Mit meiner Geschichte möchte ich nachfolgenden Athletinnen und Athleten den Weg ebnen und ganz allgemein Menschen mit Handicap Perspektiven eröffnen.» Denn Erfolg ist für sie nicht die Medaille an sich, sondern der Weg, den man zurückgelegt hat. «Ich musste seit meiner Geburt immer wieder Rückschläge hinnehmen und viele Hürden überwinden. Deshalb sind meine Weltmeistertitel für mich umso grösser. Denn ich weiss, woher ich komme.»

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