Eigentlich ist Rainer Thomann schon pensioniert und so kommt er auch erst um 10 Uhr zur Tür hinein. Mit seinen 66 Jahren arbeitet der Winterthurer immer noch zu 40 Prozent in der Administration. Längst ist es für ihn nicht mehr ein Müssen, sondern vielmehr ein Dürfen –quasi ein sinnstiftendes Hobby. «Es ist ein schönes Gefühl, im Betrieb weiterhin willkommen zu sein und gebraucht zu werden», erklärt Rainer Thomann. Bis zu seinem 70. Geburtstag plant er so weiterzumachen. Dann will er seine aufgeschobene AHV-Rente beziehen, immer noch Berge erklimmen – und selbstverständlich mindestens einmal pro Woche in der «Nagli» vorbeischauen.
Mit 50 lohnt es sich, sich Gedanken über die zweite Lebenshälfte zu machen – nicht nur bezüglich Altersvorsorge.
Rainer Thomann
Wie sieht die zweite Lebenshälfte aus?
Bis 65 nonstop Gas geben und dann von einem auf den anderen Tag in Pension gehen – diesen Weg hält Thomann für höchst ungesund. Er fragt sich, warum die Arbeitsmodelle in der Schweiz noch immer so starr sind. Flexwork-Modelle seien schliesslich zum Vorteil aller: Firmen profitieren vom Know-how-Transfer und die Mitarbeitenden von einem schrittweisen Ausstieg aus dem Arbeitsleben. Rainer Thomann ist dankbar, dass die «Nagli» schon früh flexible Arbeitsmodelle eingeführt hat und dies mit Erfolg.
Bei uns gibt’s keine Hierarchien und Chefs – das funktioniert tipptopp.
Milan Matic
Ohne Hierarchiestufen zum Erfolg
Produktionsleiter Milan Matic ergänzt: «Die Atmosphäre im Team ist grossartig: Wir ziehen alle am selben Strick und jeder ist sein eigener Chef – das gibt ein gutes Gefühl und macht mich sehr stolz.» Milan Matic arbeitet seit 25 Jahren in der Schweizerischen Nagelfabrik und möchte dies auch weiterhin bis zu seiner Pensionierung tun. Mit 50 Jahren möchte er etwas kürzertreten und sein Arbeitspensum reduzieren, um mehr Zeit auf seinen geliebten Rennrädern zu verbringen. Wie er das umsetzt? Dies weiss er noch nicht. Doch Milan Matic folgt dem Rat seines Kollegen Thomann und lässt sich frühzeitig beraten.
Sechs «Chefs»: Klappt das?
Eine zentrale Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeiterselbstverwaltung sei ein gutes Arbeitsklima. Das Modell sei ein gutes Training dafür, sich in einer Gemeinschaft einzubringen und die eigenen Bedürfnisse nicht über alles zu stellen.
«Meinungsverschiedenheiten gibt es überall. Doch unser Anspruch ist, Konflikte einvernehmlich zu lösen», erklärt Rainer Thomann. Wichtigere Entscheidungen werden in einer Belegschaftsversammlung besprochen: Meistens wird so lange diskutiert, bis sich alle einig sind. Bis auf ein Mal sei dies stets gelungen.
Unsere Firmenphilosophie ist sicher zukunftsweisend. Bei uns gilt: Menschen vor Profit.
Rainer Thomann
Ein Blick in die Zukunft
Die Zukunft der Fabrik hängt vor allem von den Menschen ab, die dort arbeiten. Daher wird der Nachwuchsplanung eine hohe Bedeutung beigemessen. Eine gute Durchmischung und ideale Altersstruktur sind essenziell: Der jüngste Mitarbeiter ist 33-jährig, der älteste 66 Jahre alt.
Fakten zur Schweizerischen Nagelfabrik
Q&A
Ab welchem Alter macht eine Pensionsplanung Sinn?
Wie optimieren Sie als Unternehmer Ihre berufliche Vorsorge?
Unser Tipp: Nutzen Sie die Möglichkeiten, die die erste und die zweite Säule bieten.
- Art des Lohnbezugs: Als Firmenchefin oder Firmenchef können Sie die Höhe Ihrer Einkünfte selbst bestimmen und entscheiden, welcher Anteil als Lohn und welcher als Dividende ausgezahlt wird. Dividenden sind steuerlich von Vorteil. Ist der Lohn jedoch niedrig, fallen auch die AHV-Rente und das Guthaben in der Pensionskasse geringer aus. Sich in die Pensionskasse einzukaufen – eine beliebte Möglichkeit, um Steuern zu sparen –, ist nur beschränkt möglich, wenn Dividenden ausgezahlt werden. Das optimale Verhältnis zwischen Lohnzahlung und Dividendenausschüttung lässt sich am besten mit einem Treuhänder oder Steuerberater ermitteln.
- Guter Vorsorgeplan: Versichern Sie sich und Ihre Kaderangestellten bei Ihrer Pensionskasse über das Obligatorium hinaus. Dies ist bis zu einem Jahreslohn von 860’400 Schweizer Franken möglich. Auf diese Weise können Sie zusätzliches Vorsorgevermögen aufbauen und die Steuerlast reduzieren. Am besten planen Sie Ihre überobligatorische Vorsorge für einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren.
- Einkäufe in eine Pensionskasse: Wenn Sie sich freiwillig in eine Pensionskasse einkaufen, verbessern Sie Ihre Altersleistungen und können davon auch steuerlich profitieren. Das Festlegen der Einkaufssumme unterliegt einer ganzheitlichen Betrachtung und lässt sich am besten gemeinsam mit einem Finanz- und Vorsorgeberater ermitteln.